Das eigene Produkt auf den Markt zu bringen, stellt für Gründer einen wichtigen Moment dar. Doch wann ist es soweit? Viele Entwickler und frischgebackene Unternehmer können sich nicht zu einem Launch durchringen. „Nur noch eine Ergänzung,“ heißt es dann.
Das bringt Risiken mit sich, denn so bleibt notwendiges Feedback aus und die Kosten steigen. Abhilfe schaffen soll die Entwicklung eines MVPs (Minimum Viable Products) im Rahmen der Lean-Startup-Methode. Doch worum handelt es sich dabei und welche Vor- und Nachteile bringt diese Herangehensweise mit?
1) Warum ein Produktlaunch oft hinausgezögert wird
2) Die Risiken des langen Wartens
3) Ein Gegenmittel? – Die Lean-Startup-Methode und das MVP
4) Vorteile von MVPs
5) Kritische Stimmen
6) Ein attraktives Konzept mit Schwachstellen
Warum ein Produktlaunch oft hinausgezögert wird
Viele Unternehmensgründer kennen es nur zu gut: Man arbeitet monatelang an der Entwicklung eines Produkts und kommt einfach nicht zu dem Punkt, an dem man bereit ist, es auf den Markt zu bringen.
Der zentrale Grund dafür ist meist die Sorge, dass das betreffende Produkt noch nicht gut genug ist. Gleichzeitig ist eine groß angelegte Produkteinführung mit einer langen Vorbereitung gekoppelt. Es gilt, Pressemitteilungen zu verschicken, Blogger und Händler auf sich aufmerksam zu machen, den idealen Zeitpunkt zu wählen usw. Diese vermeintliche „Alles oder Nichts“-Aktion wollen viele Gründer nur dann abwickeln, wenn sich das perfekte Bauchgefühl einstellt.
Tipp: Welche Möglichkeiten es gibt, Ihre Geschäftsidee auf ihre wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen, erfahren Sie in unserem Logbucheintrag „Ist meine Geschäftsidee wirtschaftlich und machbar?“.
Die Risiken des langen Wartens
Das lange Hinauszögern einer Produkteinführung ist mit zwei zentralen Risiken verbunden:
- Hohe Ausgaben: Eine Produktentwicklung kostet Zeit und Geld und zwar umso mehr, je länger sie dauert. Das fällt besonders ins Gewicht, wenn in dieser Zeit noch keine Einnahmen fließen.
- Fehlendes Feedback: Wer sich nur mit der Entwicklung seines Produkts beschäftigt, ohne dieses am Kunden „auszuprobieren“, läuft Gefahr, dass er dessen Bedürfnisse verkennt. Im schlimmsten Fall stellt sich beim Produktlaunch heraus, dass niemand das betreffende Produkt haben will.
Hinzu kommt die nervliche Belastung, die eine lange Entwicklung für die Beteiligten mit sich bringt. Schließlich sind Gründer dabei mit fortwährenden Ausgaben und der Unsicherheit konfrontiert, ob die eigene Zielgruppe das fertige Produkt überhaupt annimmt.
Ein Gegenmittel? – Die Lean-Startup-Methode und das MVP
Das Lean-Startup-Konzept geht auf den Amerikaner Eric Ries zurück und ist noch relativ jung. In seinem Zentrum steht die Idee, ein Produkt oder eine Dienstleistung möglichst schnell auf den Markt zu bringen und so wertvolles Feedback für die weitere Entwicklung zu gewinnen. Statt einer akribischen Planung setzen Gründer nach diesem Konzept auf fortwährendes Ausprobieren und Optimieren.
Eine Schlüsselstellung nimmt dabei das Minimum Viable Product (MVP) ein.
Dabei handelt es sich um eine Art Prototyp des eigentlichen Produkts, der sich auf dessen wichtigste Funktionen beschränkt. Anhand eines MVPs lässt sich die Reaktion der eigenen Zielgruppe testen. Das Feedback ermöglicht es, das Produkt oder den Service im nächsten Schritt gezielt zu verbessern und an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. So entsteht in mehreren Produktentwicklungszyklen ein fertiges Produkt.
Vorteile von MVPs
Anhänger der Lean-Startup-Methode und von MVPs argumentieren vor allem damit, dass diese Herangehensweise die Gefahr reduziert, viel Zeit und Geld in die Entwicklung eines Produkts zu stecken, das niemand haben möchte:
- Die Kosten für einen Prototypen fallen deutlich geringer aus als für die Entwicklung eines fertigen Produkts.
- Gründer profitieren durch MVPs früh von wertvollem Feedback, das Ihnen hilft, ihr Produkt gezielt weiterzuentwickeln und sich dabei auf die wirklich relevanten Eigenschaften zu konzentrieren.
- Regelmäßiges Feedback wirkt beruhigend und motivierend.
- Es eröffnet gegebenenfalls auch die Chance, eine völlig neue Richtung einzuschlagen.
Diese Argumente bewegen auch in Europa immer mehr Start-ups dazu, sich eingehender mit der Lean-Startup-Methode zu beschäftigen.
Kritische Stimmen
Dass das Lean-Startup-Konzept interessante Alternativen zu traditionellen Herangehensweisen an die Produktentwicklung und -einführung aufzeigt, bestreiten heute die wenigsten Unternehmer. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte an der Verwendung von MVPs:
- Die Versuchung steigt, sich in endlosen Tests und Entwicklungszyklen zu verzetteln. Dies ist mindestens genauso belastend für ein Team wie eine nicht enden wollende Produktentwicklung.
- Manchen Kritikern zufolge führen MVPs dazu, dass zunehmend unfertige, „nicht zu Ende gedachte“ Produkte auf den Markt kommen, die sich dort langfristig nicht behaupten.
- Um Geld in ein Unternehmen zu investieren, verlangen Investoren in aller Regel einen Businessplan, der die eigene Geschäftsidee von vorne bis hinten durchleuchtet.
Zudem bleibt das Risiko, zu scheitern, auch wenn Vertreter des Lean-Startup-Konzepts gerne davon sprechen, „risikolos“ ein Unternehmen zu gründen.
Tipp: Einen perfekten Businessplan zu schreiben, geht auch in zwei Tagen – mit einer Begleitung durch Gründerschiff. Informieren Sie sich über unsere Businessplanworkshops.
Ein attraktives Konzept mit Schwachstellen
Für viele frisch gegründete Unternehmen eröffnen die Idee des Lean Startups und der Arbeit mit MVPs faszinierende Möglichkeiten, schnell und erfolgreich ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln. Beides kann eine Möglichkeit darstellen, Risiken und Kosten zu senken und einen Produktlaunch nicht zu weit hinauszuzögern.
Auf der anderen Seite ist es riskant, das Lean-Startup-Konzept als unschlagbare Geheimwaffe zu betrachten. Wer sich nicht mit halben Sachen zufrieden geben und dauerhaft am Markt bestehen will, der sollte über das Testen und Ausprobieren eine große Vision nicht vernachlässigen – die sich unter anderem in seinem Businessplan niederschlägt. Seien Sie sich also der Schwachstellen bewusst, wenn Sie sich näher mit dieser Methode beschäftigen. Ob und wie das Lean-Startup Konzept für Ihre Gründung sinnvoll sein kann, können Sie mit Ihren Gründerschiff Lotsen in einem kostenlosen Erstgespräch herausfinden:
http://logbuch.gruenderschiff.de/kostenloses-erstgespräch-gründercoaching
Mit einem starken Partner an Ihrer Seite gelingen Produktentwicklung und –launch. Wir freuen uns auf Sie.