Hendrik Witt von Ubimax über Augmented Reality und Wearable Computing (S01E25)

Axel Dolde

Die Innovationskiste
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Hendrik Witt von Ubimax über Augmented Reality und Wearable Computing (S01E25)
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In der heutigen Folge begrüßen wir Hendrik Witt, den CEO von Ubimax. Ubimax gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen in Sachen Augmented Reality und Wearable Computing. Hendrik Witt berichtet über die Integration von innovativen Lösungen in Business-Unternehmen, aber auch in den handwerklichen Bereichen.

Lernen Sie wie die neuen innovativen Technologien den Arbeitsmarkt erobern und wie die Nutzung von Augmented Reality und Wearable Computing in Zukunft aussehen könnte.

Nora Hansen interviewt jeden Freitag Menschen, die tagtäglich mit der Entwicklung von Geschäftsmodellen zu tun haben. Wenn Sie C-Level oder im Innovationsmanagement tätig sind, dann ist dieser Podcast genau richtig für Sie.

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Vollständiges Transkript

Nora Hansen: Herzlich willkommen zum Business Model Innovation Talk von Gründerschiff, dem Podcast für C-Levels und Innovationsmanager. Ich bin Nora und sorge dafür, dass ihr neue Strategien, erprobte Methoden und wertvolle Erfahrungen rund um das Thema Geschäftsmodellinnovation zu hören bekommt. Viel Spaß beim Zuhören.

Nora Hansen: Schön, dass ihr eingeschaltet habt. Mein Gast der heutigen Folge ist Hendrik Witt. Er ist CEO von Ubimax, dem führenden Anbieter von industriellen Wearable Computing und Augmented Reality Lösungen. Von Wearables hat vermutlich jeder von euch schon mal etwas gehört. Das ist ja den meisten ein Begriff. Aber heute werden wir das Thema mal so ein bisschen aus der Sicht der Geschäftsmodell-Innovationen heraus angehen. Und dazu werden wir uns ein bisschen mit den Themen beschäftigen, wie man dadurch mobile Arbeiter unterstützen kann. Und zum Beispiel auch die Produktivität steigern. Vorneweg eine kleine Warnung an alle, die zuhören: Wundert euch nicht, falls ihr im Hintergrund mal Geräusche hören solltet. Bei uns ist es unfassbar heiß und ohne offene Fenster ist das hier momentan nicht möglich. Aber jetzt erstmal zurück zu Hendrik. Ich heiße dich herzlich willkommen und freue mich, dass du heute bei mir bist. Hallo.

Hendrik Witt: Hallo. Herzlichen Dank, dass ich dabei sein kann.

Nora Hansen: Ja, ich freue mich immer sehr, wenn Leute Lust haben, einen Podcast mit mir aufzunehmen. Da sind tatsächlich nicht alle zu bereit, weil Podcasts irgendwie anscheinend nicht jedermanns Sache sind.

Hendrik Witt: Ist bei mir nicht so. Ich finde das eine ganz coole Sache, insofern freue ich mich drauf.

Nora Hansen: Ja, das denke ich doch auch. Ja, das ist ganz cool. Okay, gut, du bist CEO von Ubimax. Ist das richtig?

Hendrik Witt: Das ist richtig. Ja, bin ich.

Nora Hansen: Dann erzähle mir beziehungsweise uns doch mal, wie es dazu gekommen ist? Also CEO von so einem großen Unternehmen zu werden, da muss ja irgendeine Geschichte dahinterstecken.

Vom Informatiker über die Strategieberatung bis hin zum Gründer und CEO von Ubimax

Hendrik Witt: Ja, klar. Es steckt natürlich eine Geschichte dahinter. Also ich bin von meinem Hintergrund her Informatiker. Habe quasi klassisch Informatik studiert. Habe in dem Bereich auch promoviert. Und habe tatsächlich promoviert im Bereich von Wearables, also das, was Ubimax heute macht. Aber ich habe mir gedacht, das kannst du ja nicht sofort machen. Sondern, nachdem ich halt promoviert hatte, habe ich gedacht: Musst du mal als Informatiker etwas ganz anderes machen, den Horizont erweitern. Und bin in die internationale Strategieberatung gegangen. Und habe dort große Konzerne in strategischen Fragen, Organisationsentwicklung, IT-Strategie und insbesondere Innovation beraten. Und ja, in dem Zuge fragt man sich natürlich irgendwann: Wie geht das weiter in der Beratung?

Nora Hansen: Ja, klar.

Hendrik Witt: Und irgendwann habe ich mich dann halt gefragt: Okay, ist es das? Und wie man jetzt heute sieht, war die Antwort wohl nein. Also ich habe halt tatsächlich zwei meiner heutigen Mitbegründer in der Strategieberatung auch kennengelernt. Und ich habe gesagt: Mensch, ich wollte immer selbstständig sein, habt ihr nicht auch Lust? Und ja, dann haben wir das gemacht. Dann haben wir den Beraterjob an den Nagel gehängt und haben de facto noch eine gewisse Zeit lang auf eigene Rechnung Beratung gemacht, um sozusagen das nötige Kleingeld für so ein Technologiestartup zu verdienen. Und ja, dann haben wir irgendwann die Ubimax gegründet. Als gewisses Kapital halt da war, als wir das erste kleine Pilotprojekt auf die Beine gestellt hatten mit Datenbrillen und so weiter. Ja und von da ab ging die Reise dann los. Und wir haben quasi die Ubimax Anfang 2014 gegründet und heute de facto Mitte 2019 sind wir über 80 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland. Also unser Headquarter, neu deutsch, ist immer noch in Deutschland, bleibt es auch, in Bremen. Und wir haben aber mittlerweile noch Dependancen in den USA und auch in Mexiko, wo wir unsere Kunden international betreuen.

Nora Hansen: Ich nehme an, ihr habt auch als Unternehmen vermutlich eigentlich einen ziemlich guten Zeitpunkt erwischt. Einfach, weil das ja in den letzten Jahren ziemlich groß geworden ist und sich da extrem viel getan hat, oder? Also ihr hattet so ein bisschen einen guten Einstiegszeitpunkt?

Hendrik Witt: Ja. Genau. Also Timing war gut, rückwirkend betrachtet. Glück haben wir auch gehabt, gehört natürlich auch immer dazu.

Nora Hansen: Klar.

Hendrik Witt: Und so gesehen lief alles ganz gut für Ubimax. Und mittlerweile sind wir halt eine feste Größe im Markt. Und viele Kunden zählen auf unsere Lösungen.

Nora Hansen: Das passt ja eigentlich auch ganz gut, dass du damals im Beraterbusiness auch warst und vorher natürlich mit Wearables promoviert hast. Das ist ja eine gute Kombi, um letztendlich jetzt das zu tun, was du tust. So hast du von zwei Seiten so ein bisschen den Einblick in das Ganze.

Hendrik Witt: Ja, richtig. Also ich will nicht sagen, dass das von Tag 1 an die Idee dahinter war. Aber es stimmt schon. Also wenn man eben aus so einem ingenieurslastigen Bereich kommt, dann fehlt es häufig so an der einen oder anderen betriebswirtschaftlichen Komponente. Und da ist die Beratung nach wie vor eine super Ausbildung. Man sieht unglaublich viel. Und anders als in der Beratung, muss man allerdings die Dinge, die man plant, auch umsetzen. Und eventuell auch aussitzen. Und das ist nicht unbedingt leicht jeden Tag. Aber aktuell, bezogen auf Ubimax, funktioniert es doch ganz gut.

Nora Hansen: Leicht ist ja auch nicht so der Normalzustand. Wäre meistens auch ein bisschen langweilig. Und es ist ja auch irgendwie auch gar keine Herausforderung dabei.

Hendrik Witt: Das ist wohl wahr. Herausforderungen haben wir tagtäglich mehr als genug. Können wir uns nicht beklagen.

Nora Hansen: Dann würde ich sagen, steigen wir doch direkt mal da ein. Was sind denn so die Herausforderungen, die euch als Ubimax so begegnen?

Die Herausforderung der technischen Erneuerungen

Hendrik Witt: Ja, ich würde sagen, die zwei größten Herausforderungen sind eigentlich die Technologie selbst. Ich meine, wir sind halt in einem zukünftigen Megamarkt unterwegs mit Augmented Reality und Wearables. Die Schwierigkeit ist aber natürlich, vieles ist Neuland. Ganz wenig ist bekannt. Du musst vieles ausprobieren, feststellen, dass es dann doch nicht so funktioniert, wie du es dir erwartet hast. Musst dich also sehr schnell adaptieren, lernen aus den Fehlern und neue Sachen finden. So, dass du die Technologie eigentlich im Sinne des Anwenders optimal einsetzen kannst. Und der zweite Teil ist tatsächlich Wachstum. Also nicht nur Wachstum zu schaffen, sondern auch unter dem Wachstum nicht zusammenzubrechen. Permanent neue Leute. Wir haben mittlerweile 17 Nationen, die wir unter dem Dach von Ubimax vereinen.

Nora Hansen: Wow.

Hendrik Witt: Und das ist natürlich schon auch eine Herausforderung. Nicht alles läuft glatt.

Nora Hansen: Klar.

Hendrik Witt: Und das Wachstum zu managen bei der Geschwindigkeit, in der wir uns fortbewegen, plus dieses technologische Neuland, das sind so die zwei wesentlichen Herausforderungen, die wir uns mehr oder weniger tagtäglich stellen.

Nora Hansen: Ja, ihr habt natürlich, sagen wir mal, den Nachteil aber vielleicht auch die Chance, dass ihr niemanden habt, bei dem ihr euch sozusagen schon was abgucken könnt oder Idee holen, weil ihr ja sozusagen die seid, die das Ganze auf den Markt bringen müssen.

Hendrik Witt: Richtig. Wir sind de facto Vorreiter.

Nora Hansen: Eben.

Hendrik Witt: Wir sind die Ersten, die es probieren. Und klar, es ist halt beides. Es hat Vor- und Nachteile, wie es halt immer so ist. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber es ist halt natürlich auch super spannend für uns. Ich glaube, jeder der bei uns arbeitet, für den wird es nicht langweilig. Also Monotonie, das ist bei uns etwas, was nicht vorkommt.

Nora Hansen: Das wollte ich doch gerade sagen. Langeweile kommt bei euch wohl nicht auf. Was ist denn so eure Vision oder euer Ziel, das ihr euch als Ubimax gesetzt habt, das ihr mit Unternehmen erreichen wollt?

Das Microsoft Office für Arbeiter und Handwerker

Hendrik Witt: Also die Vision, die wir halt haben und die wir verfolgen alle miteinander, ist halt: Wir wollen gerne, das neue Microsoft Office für den Werker werden. Also unsere Software-Technologie wird ja typischerweise von Arbeitern, Handwerkern letztendlich genutzt. Es geht ja mit unter Zuhilfenahme von Datenbrillen eben darum, die Hände frei zu bekommen für die eigentliche Arbeit. Aber gleichzeitig eben digitale Informationen nutzen zu können, die einem helfen im Arbeitsprozess. Und da ist so ein bisschen die Vision, tatsächlich eben mit unserem Produkt, das wir am Markt haben, dieses sogenannte Ubimax Frontline, dass wir in so eine ähnliche Position kommen wie Microsoft das geschafft hat mit Office für uns Schreibtischtäter, sage ich mal. Um so etwas auch hinzubekommen für den Werker.

Nora Hansen: Okay. Also ihm sozusagen die Arbeit zu erleichtern und damit seine Produktivität zu steigern?

Hendrik Witt: Genau. Also insbesondere die Arbeit zu erleichtern. Die Prozesse, die Aufgaben, die zu erbringen sind, vielleicht auch ergonomischer zu machen, weil man eben die Hände frei hat. Nicht parallel noch versuchen muss, mit einem Tablet-PC zu jonglieren oder ähnliches. Und einfach auch, wenn man sich halt das anschaut: Alles redet über Digitalisierung, Industrie 4.0. Und wenn man mal auf den Werker schaut, dann findet man vielerorts noch gar nicht so viel Neues im Bereich Industrie 4.0. Das heißt, Tools, das Equipment, alles ist eher Standard, eher noch älteren Semesters. Und das einzige, was Digitalisierung ganz häufig für den Werker gebracht hat, ist komplexere Produkte. Jeder kann jetzt alles online bestellen, alles ist hochkonfigurierbar, alles wird technologisch designt und so weiter. Aber der Mensch muss am Ende noch das Auto zusammenbauen in 1.000 verschiedenen Varianten. Früher waren es zehn. Heute sind es 1.000. Das ist natürlich für den Menschen nicht ganz einfach, wenn man das ohne jegliche technische Unterstützung hinbekommen soll.

Nora Hansen: Ja, klar. Bevor wir da gleich nochmal genauer drauf eingehen: Erzähle mal ganz kurz für die, die vielleicht davon noch nicht so ein Bild haben, was diese Brillen beziehungsweise diese Datenbrillen einem wirklich bringen. Wie funktioniert das Ganze?

Hendrik Witt: Ich glaube, am einfachsten kann man es sich versuchen vorzustellen, also ein wesentlicher Repräsentant, den viele vielleicht kennen, weil er gut durch die Medien durchgegangen ist, ist die sogenannte Google Glass. Also die Datenbrille von Google. Und es ist quasi ein Display vor einem Auge. Man kann sich das so ein bisschen vorstellen wie ein Head-up-Display im Auto. Wo an der Windschutzscheibe Tacho, vielleicht Richtungsinformationen des Navis et cetera eingeblendet werden. Und genau so kann ich jetzt für den Menschen ins Sichtfeld Zusatzinformationen einblenden. Wegeinformationen in der einfachsten Form. Vielleicht Schritt-für-Schritt-Anleitung wie ich eine gewisse Komponente zusammenbauen muss, so, dass ich quasi digital durch eine Anleitung geleitet werde. Man kann sich aber auch vorstellen, dass man im Lagerhaus bei Amazon oder ähnliches gesagt bekommt: Dieser Artikel befindet sich im Regalplatz 4711, nimm davon mal zwei Stück und packe die in den Auftrag für dich beispielsweise, damit du morgen dann das Paket bekommst. Also es ist so ein bisschen wie beim Auto. Man hat ein Head-up-Display, wo man eben in das Sichtfeld digitale Zusatzinformationen eingeblendet bekommen kann. Von Schrift über Bild, natürlich auch Videoinformationen. Also sämtliche Medien stehen einem da eigentlich zur Verfügung.

Wenn Science-Fiction zur Realität wird

Nora Hansen: Okay. Ja, ich muss sagen, das klingt jetzt für mich als Laie auf dem Gebiet, immer so ein bisschen noch nach Science-Fiction. Und ich finde das ganz, ganz spannend, dass ihr das dann wirklich den Arbeitern im Prinzip mit dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Denn, wie du eben gesagt hast, ist es ganz oft so: Ja, innoviert wird irgendwie auf der Geschäftsebene vom CEO, vom Innovationsmanager oder sonst etwas. Aber die Leute, die wirklich in der Produktion arbeiten, die das handwerkliche machen, die haben sehr selten irgendeinen Nutzen davon. Außer eben, dass es komplizierter wird. Aber das ist ja wirklich etwas, womit man ihnen zur Hand gehen kann.

Hendrik Witt: Ja, genau. Und die Software-Technologie, die wir halt anbieten, führt dann eben auch zu diesen Vorteilen. Klar, natürlich macht sie vielleicht die Prozessausführung schneller im Sinne des Unternehmens. Die macht es aber bestimmt auch fehlerfreier, weil durch die Komplexität neigt der Mensch halt natürlich dazu, Fehler zu machen. Die ganze Technologie ist relativ flexibel einsetzbar. Also heute sieht man ab und zu mal stationäre PCs irgendwo rumstehen im Lager oder an ähnlichen Orten. Mit den Brillen hat natürlich jeder seinen Computer dabei. So ein bisschen wie da Smartphone, das man aber nicht immer auswendig aus der Tasche ziehen muss. Sondern, das man eben jederzeit dabeihat und zu jeder Zeit die richtigen Informationen abgreifen kann. Aber was das Spannendste für mich ist, ist, das wir halt eben sehr, sehr viel sehen, eigentlich bei fast allen Installationen, ist, dass der Mensch dieser Technologie unglaublich positiv gegenübersteht.

Nora Hansen: Ach wirklich? Okay.

Die Innovation fängt beim Mitarbeiter an

Hendrik Witt: Viele Manager fragen ganz häufig: Ja, aber was sagen denn die Mitarbeiter? Was sagt der Betriebsrat? Und wir sagen ganz häufig: Moment mal, die Mitarbeiter sind es, die sozusagen für diese Technologie votieren, weil es ihre persönliche Arbeit erleichtert. Viel einfacher macht, schneller von der Hand gehen lässt und das finden die natürlich gut.

Nora Hansen: Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen. Und zwar tatsächlich, wie die das annehmen. Weil es ja tatsächlich so ist, dass Menschen öfter mal Veränderungen gegenüber relativ kritisch dastehen. Aber hätte ich nicht gedacht, dass das wirklich von den Mitarbeitern direkt so gut angenommen und vielleicht sogar auch erfragt wird. Wahnsinnig spannend.

Hendrik Witt: Ja, du musst es dir halt so vorstellen: Heute sieht der Alltag so aus, die Leute sind in der Smartphone-Welt und der digitalen Welt. Dann gehen sie zur Arbeit, legen ihr Smartphone in den Spint. Dann sind sie wieder zurück zu Papier und Bleistift für acht Stunden. Und dann nehmen sie wieder an 2019 teil, indem sie wieder ihr Smartphone nehmen und gucken, was so los war in der Welt. Und das liegt eben primär daran, dass Digitalisierung oft, so wie du es halt gesagt hast, auf der Businessebene greift, aber eben noch nicht so sehr bei dem Werker tatsächlich zu spüren ist. Außer eben in den negativen Dingen, wie Komplexitätssteigerung et cetera pp.

Nora Hansen: Dann würde ich dich jetzt bitten, mir mal ein Beispiel zu nennen. Du musst mir gar kein konkretes Unternehmen nennen, wenn du das nicht darfst. Aber wir tun mal so, als würden wir das jetzt in ein Unternehmen einführen. Wie sind da die Schritte? Wie leitet ihr das Ganze ein? Und kommen die Unternehmen zu euch oder werbt ihr und fragt direkt an? Wie läuft das ab?

Innovation über die Kommunikation hinaus

Hendrik Witt: Gut. Also es ist beides. Die Unternehmen kommen zu uns direkt, weil sie von unseren Produkten gehört haben. Und gleichzeitig werben wir natürlich auch für unser Produkt. Das müssen wir. Aber wir haben im Unternehmen beispielsweise wie eine BMW, wo wir kürzlich in den USA ein sehr großes Projekt ausgerollt haben. Da haben wir über einen Zeitraum von sechs Monaten die Technologie im kleineren Rahmen erprobt. Und haben sie dann in mehreren Wellen flächendeckend, beispielsweise, über die USA ausgerollt. Und das, was wir dort tun, ist: Der Use Case heißt sogenannter Remote Support. Also wir haben so eine Art Skype für die Datenbrille, so dass man eben einen Mechaniker, der in der BMW-Werkstatt ist, hat ein Problem, irgendetwas, was er nicht selber lösen kann. Und er hat eben die Möglichkeit, die BMW Experten, Ingenieure im Hauptquartier quasi anzurufen. Aber eben nicht nur mit Ton, sondern er kann eben mit der Datenbrille eine Audio-Video-Kommunikation etablieren. So dass eben der Experte genau das sieht, was der Werker vor Ort sieht. Und so können die beiden durch unterschiedlichste, technische Tools noch unterstützt, sehr schnell gemeinsam das Problem identifizieren. Und hoffentlich können sie das dann mit geballtem Wissen dann auch gemeinsam lösen. Und das hat halt natürlich den Effekt, dass gewisse Probleme erst einmal überhaupt lösbar sind, schnell lösbar sind. Und es führt aber insbesondere auch dazu, dass der Extremfall nicht eintritt mehr, dass beispielsweise ein Experte von irgendwo her zeitaufwändig und kostenaufwändig einfliegen oder anreisen muss, um gemeinsam das Problem vor Ort zu lösen. Weil man ebenso sozusagen virtuell dabei sein kann. Kann man vorstellen, das ist halt ein super Usecase von der finanziellen Seite, weil man eben sehr stark und sehr schnell einen Return on Invest erwirtschaften kann. Aber es ist auch wieder für den Einzelnen spannend, weil er natürlich, wenn er nicht weiterkommt, sofort Unterstützung bekommt. Und natürlich gleichzeitig ein viel besserer Wissenstransfer, quasi learning by doing, stattfindet. So, dass der Werker eben danach ein gleiches Problem oder ähnliche Probleme wahrscheinlich vollständig selbst lösen kann. Und damit natürlich am Ende des Tages die Servicequalität gesteigert wird und der BMW-Endkunde glücklich ist, dass er nicht er nicht drei Wochen sein Auto in der Werkstatt hat, sondern vielleicht drei Tage.

Nora Hansen: Ganz klar. Ja, da hast du recht. Das verknüpft total die Wissensstände einfach der verschiedenen Personen. Und man kann sich auch selber miteinander unterstützen und das Wissen austauschen. Und das ist eine ganz, ganz tolle Möglichkeit, dass man das einfach virtuell machen kann. Und nicht, dass das dann so tagelang braucht. Da hat man natürlich auch wieder den Aspekt der Produktivität, aber auch den Aspekt des Menschlichen, dass vielleicht der Werker oder der Arbeiter sich auch einfach freut, dass er das Problem mit Hilfe aber doch eigenständig lösen kann.

Wie Innovation und Digitalisierung positiv zur CO2-Bilanz beitragen

Hendrik Witt: Richtig. Und es kommt sogar noch in vielen Fällen, also wir machen das auch viel für Maschinen- und Anlagenbauer, diesen Use Case Ökologie ins Spiel. Also ich brauche nicht mehr Reisen. Ich brauche kein Flugticket mehr. Das heißt, das trägt noch mal positiv zur CO2-Bilanz bei.

Nora Hansen: Ich denke, das ist vor allen Dingen momentan ein Aspekt, der sehr, sehr überzeugend ist. Denn dieses ganze Reisen und Fliegen gerät ja wirklich immer mehr, auch berechtigt, in Verruf. Und wenn man das dann vorbeugen oder teilweise sogar komplett vermeiden kann, ist das ein riesen großer Vorteil. Und vermutlich holt das auch so ein bisschen die Kosten, die man für die Brillen hat, auch wieder rein, wenn man die Reisekosten einspart, oder?

Hendrik Witt: Ja. Absolut. Also ich meine, wenn man sich Unternehmen, die eben sehr stark in diesem sogenannten Aftersales-Service-Bereich aktiv sind, die großen Maschinen und Anlagen warten müssen, dann ist der primäre Kostentreiber Stillstandszeit. Weil wenn die Maschine steht, dann geht es nicht weiter in der Produktion. Das kostet sehr, sehr viel Geld. Und da zählt jede Minute. Und gut, wenn die Maschine jetzt aber in Asien steht und man selber aber Mittelständler in Süddeutschland ist, na ja, dann hat man halt eine gewisse Reisezeit.

Nora Hansen: Ist klar. Ja, gut. Und das klingt ja jetzt alles sehr, sehr schön positiv und als würde das nur Vorteile bringen. Aber gibt es auch Punkte, wo das wirklich vielleicht am Anfang auch für Schwierigkeiten sorgt?

Hendrik Witt: Es gibt natürlich immer, wie bei jeder anderen neuen Technologie, Anlaufschwierigkeiten an der einen oder anderen Stelle. Das fängt natürlich dabei an, dass natürlich diese Technologie, die ersten Datenbrille, die man sinnvoll benutzen konnte, kamen 2012 auf den Markt. Das ist jetzt noch keine wahnsinnig lange Zeit. Dadurch ist in diesem Produkt als solches, in der Hardware, noch viel Innovation. Und wir kennen es ja vom Smartphone auch: Nicht alles funktioniert immer reibungslos an der einen oder anderen Stelle.

Nora Hansen: Ist klar.

Der technologische Mehrwert liegt besonders im Werker- und Businesskontext

Hendrik Witt: Es ist aber technologisch natürlich an einer Stelle angekommen, wo es zu 100 Prozent im Business-Kontext heute funktioniert und Mehrwert generiert bei den Unternehmen, die das halt eben schon nutzen. Und ja, eine weitere Herausforderung ist natürlich: Der Werker hat lange keine Technologie-Innovation erfahren. Jetzt kommen wir mit einer und die meisten Leute sehen es natürlich positiv. Aber natürlich gibt es hier und dort auch den Einzelnen, der mit der Technologie nicht klarkommt. Das ist ganz normal und natürlich. Das ist neudeutsch ein Changemanagement-Prozess. Die Leute muss man mitnehmen. Wir machen das viel durch Trainings. Durch quasi nicht das Zwingen in die neue Technologie von heute auf morgen, sondern graduell sozusagen den Nutzungsgrad zu erhöhen. Das sind alles so methodische Mittel, wie wir es dann gemeinsam mit dem Unternehmen schaffen, eben diese Akzeptanz für die Technologie herzustellen. Bei dem einen oder anderen von jetzt auf gleich, von der einen auf die andere Sekunde. Bei dem anderen dauert es einen Tag. Bei dem nächsten eine Woche. Und bei dem Dritten vielleicht einen Monat. Aber, ich glaube, ich kann sagen, wir haben noch keinen Fall gehabt, wo wir jemanden komplett verloren haben mit der Technologie.

Nora Hansen: Das ist natürlich wirklich sehr, sehr positiv. Also das ist ein Ergebnis, über das man sich sehr freuen kann.

Individualität führt zu Erfolgen

Hendrik Witt: Ja, absolut. Ich meine, das ist natürlich auch: Wir arbeiten halt als Ubimax auch für viele Große Unternehmen und internationale Konzerne. Und da ist natürlich ganz wichtig, dass der Faktor Mensch eben mitgenommen wird für diese Unternehmen. Es gibt gerade in Deutschland ja auch sehr starke Betriebsräte, zu recht. Und da muss man eben natürlich ein Augenmerk darauf richten. Und wir haben halt sehr, sehr viel Erfahrung in diesem Segment: Wie führt man diese Technologie richtig ein? Was ist die sinnvolle Geschwindigkeit? Und das ist ein: One Size fits all. Es ist kein: Es ist überall das Gleiche. Sondern man muss eben schon auf das Unternehmen schauen, auf die Branche schauen, auf den Charakter. Da kommen wir eben mit sehr, sehr vielen Parallelen von anderen Unternehmen in dem Segment. Und das hilft uns halt bei der Arbeit.

Nora Hansen: Ja. Du hast eben angesprochen, ihr habt Methoden, um das Ganze einzuführen. Wie geht ihr das denn an? Wenn ihr jetzt mit einem Unternehmen zu dem Schluss gekommen seid, hey es macht wirklich Sinn, das bei uns einzuführen, es würde uns helfen: Wie führt man das dann ein? Du hast eben gesagt, ihr macht das manchmal Stückchen für Stückchen. Zum Beispiel, dass ihr das dann in verschiedenen Wellen eingeführt habt. Aber wie genau läuft das konkret ab?

Vom Piloten zur schrittweisen Heranführung an die Nutzer

Hendrik Witt: Gut, also zunächst haben wir, das wird immer weniger, aber viele Unternehmen schalten am Anfang, historisch betrachtet zumindest, einen kleinen Piloten vor. Das heißt, es wird sozusagen bevor es flächendeckend ausgerollt wird in einem Unternehmen, im kleinen Kontext mit 10, 15 Key Usern erprobt. Und eventuell eben auch so sichergestellt, dass das, was die Mitarbeiter brauchen, dass das sich auch tatsächlich sinnvoll in der Software wiederfindet. So dass man eben dann am Ende des Piloten sagen kann: Das System, so wie es jetzt daherkommt, funktioniert. Und dann führen wir es, eigentlich klassisch wie bei jeder Software, eben auch ein. Wie ich gesagt habe, in mehrere Stufen. Es ist sehr stark das Thema Training im Vordergrund. Einzelne Bereiche zu schulen. Dann die Technologie anzubieten, aber nicht zu forcieren. Dem Mitarbeiter sozusagen die Wahl zu lassen, die Datenbrille eine halbe Stunde zu nutzen am ersten Tag. Vielleicht eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden. Und gleichzeitig immer noch die alte Methodik der Arbeitsdurchführung bestehen zu lassen. SO, dass wir immer noch ein Sicherheitsnetz haben. Dass der Werker immer noch zurückgehen kann. Und so wird er dann quasi an das Thema herangeführt in verschiedenen Benutzergruppen. Und das funktioniert meist ganz erfolgreich.

Nora Hansen: Das gefällt mir ziemlich gut, dass du sagst, dass er die Chance hat es zu nutzen, aber nicht sofort von 0 auf 100 gehen muss. Und es dann nicht heißt: So, ab Montag habt ihr jetzt alle die Brille und gut ist.

Hendrik Witt: Genau.

Nora Hansen: Das ist super.

Individuelle Anpassungen, um die Nutzererfahrung zu verbessern

Hendrik Witt: Meiner Meinung, würde auch nicht überall funktionieren mindestens mal. Vielleicht nur an ganz wenigen Stellen. Da, wo nur Technologie-Enthusiasten arbeiten, da kann das vielleicht passieren. Aber die Regel ist eben nicht da. Und deswegen ist, glaube ich, ganz wichtig, die Mitarbeiter mitzunehmen. In der Form, dass sie sich eigentlich selbst von der Technologie überzeugen lassen. Und eben einen gewissen Zeitraum einfach wirklich einzuplanen bei der Projektierung. Und das hat eigentlich immer sehr, sehr gut geklappt in der Vergangenheit.

Nora Hansen: Das denke ich mir. Und wenn du sagst, am Anfang machen das vielleicht 15 Personen, die das testen: Ist das dann tatsächlich so, dass ihr die Software an das jeweilige Unternehmen anpassen könnt? Und sagen könnt: Die brauchen den Use Case, also müssen wir da und da etwas entwickeln? Oder gibt es vorgefertigte Modell und man kann schauen, welches Modell am besten passt?

Hendrik Witt: Also wir haben tatsächlich unterschiedlichste Use Cases, wieder zurückzukommen auf dieses Microsoft-Office-artige System, das wir haben. Wir kommen gerne mit Vorschlägen, wie diese Prozesse vielleicht bei anderen schon umgesetzt wurden. Aber wir haben die Möglichkeit, konfigurativ diese Prozesse auch an das jeweilige Unternehmen noch mal anzupassen. Also normalerweise werden die Prozesse am Anfang immer leicht rekonfiguriert, so dass sie eben zu meinem Geschäft optimal passen. Also diese Flexibilität geben wir. Und es ist auch so, dass dieses ganze Thema Augmented Reality und Wearable Computing, das ist eigentlich eine Technologie, die immer sehr dicht am individuellen Prozess funktionieren muss. Das heißt, ich muss den Prozess, so wie das Unternehmen ihn umsetzt und lebt, auch abbilden können. Was nicht bedeutet, dass man Prozess nicht auch eventuell adaptieren kann. Also man kann ja von Best Practices lernen, von anderen Unternehmen. Aber man kann es eben auch an seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Es ist also beides da. Derjenige, der sagt, ich lebe den absoluten Standard. Der kann sich sozusagen aus vorgefertigten Prozessen bedienen. Und der es gern ein bisschen individueller hat, dem kann man sie noch rekonfigurieren etwas.

Nora Hansen: Ja, klar, und das finde ich auch interessant, dass vielleicht durch die Brillen dann tatsächlich neue Arbeitstechniken oder Schritt einfach eingeführt werden, die einfach dadurch so ein bisschen ins Unternehmen kommen. Über die man vielleicht vorher gar nicht nachgedacht hat, weil man sich damit gar nicht auseinandergesetzt hat.

Wie die Technik den Menschen dazu befähigt „mehr“ zu tun

Hendrik Witt: Richtig. Man kann mit Hilfe dieser Technologie sicherlich heutzutage dann Dinge tun, an die man vielleicht ohne die Technologie nicht rangekommen ist. Deswegen glaube ich eben auch: Viele denken ja zumindest am Anfang, dass diese Technologie beispielsweise den Menschen in einen Roboter verwandelt. Dass ich der Meinung bin, dass das der falsche Ansatz ist. Sondern wir unterstützen den Menschen gezielt dort, wo eventuell Wissenslücken da sind. Oder vielleicht gar nicht Wissenslücken, sondern vielmehr vielleicht teilweise Unsicherheiten. Dann ist es relativ klar. Wenn ich 100 verschiedene Möglichkeiten habe von einem Schritt zum anderen zu gelangen, dann bin ich mir vielleicht nicht immer sicher. Aber wenn das System mir assistieren kann, mir sozusagen Unterstützung liefern kann an der und der Stelle, dann komme ich auch irgendwo in den Bereich, wo der Mensch gewisse Aufgaben leisten kann, die er ohne die Technologie gar nicht mehr leisten könnte. Und im schlimmsten Fall aufgrund dessen dann zum Beispiel durch einen Roboter ersetzt werden müsste. Deswegen sind wir, meines Erachtens, eher diejenigen, und so sehe ich uns zumindest, die den Menschen letztendlich befähigen mehr zu tun. Und vielleicht sogar, wenn man will, in den Wettbewerb mit einem Roboter zu treten.

Nora Hansen: Ja. Genau. Ihr erschafft so ein bisschen die Brücke zwischen der Technologie und dem Menschen.

Hendrik Witt: Richtig. Ganz genau.

Nora Hansen: Einfach das Zusammenarbeiten, ja.

Hendrik Witt: Das Zusammenarbeiten. Und dann sagen eben viele Unternehmen auch: Na ja, wenn das so ist, ja dann brauchen wir ja keinen Roboter, dann können wir das ja auch mit unseren Mitarbeitern machen. Und dann geht kein Mensch dabei. Und sagt: Die brauchen wir dann nicht mehr, wir nehmen den Roboter. Insofern sind wir zumindest mal arbeitsplatzsichernd aktiv.

Nora Hansen: Stimmt. Über die Sichtweise und die Perspektive habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber ein Mensch, der mit der Technologie zusammenarbeiten kann, kann natürlich so viel mehr wert als wenn man da einfach nur die Technologie hat und den ganzen menschlichen Aspekt nicht mehr.

Hendrik Witt: Genau. Denn der Mensch ist der Mensch. Seine motorischen Fähigkeiten sind dem Roboter nach wie vor weit überlegen an vielen Stellen. Der Mensch kann denken. Künstliche Intelligenz versucht das auch, ist aber natürlich noch nicht annähernd so weit wie der Mensch. Und warum nicht die Stärken beider Welten nutzen? Ja, den Menschen mit der Maschine zu kombinieren.

Nora Hansen: Genau richtig, ja. Und wenn wir jetzt mal so ein bisschen einen Blick in die Zukunft wagen. Das scheint ja jetzt alles schon einen ziemlich weiten Weg in den letzten Jahren gegangen sein. Was denkst du, was da noch möglich sein könnte?

Die Zukunft von Augmented Reality und Wearable Computing

Hendrik Witt: Also ich bin fest davon überzeugt, dass diese Technologie Augmented Reality und Wearable Computing, das wird fester Bestandteil der Arbeitswelt sicherlich werden. Und ich bin der Meinung, das wird schon in den nächsten Jahren. Nächstes Jahr 2020, 2021 fester Bestandteil werden. Wir sehen das selbst. Unsere Kunden setzen diese Technologie immer mehr und mehr ein, weil sie eben davon überzeugt sind, weil es so viele Mehrwerte bringt. Und ich denke, wir werden diese Technologie zunächst einmal flächendeckend in der Arbeitswelt sehen. Aber danach wird diese Technologie in das private Umfeld auch hineinstechen. Das Smartphone kam de facto auch erst aus der Consumer-Welt und wurde dann in der Arbeitswelt immer mehr eingesetzt. Telefone gab es schon viele im industriellen Bereich, aber da ist es quasi vom Consumer Richtung Enterprise geschwappt. Mit dem Thema Wearables wird der Einsatz erst im B2B-Bereich laufen und dann werden wir bestimmt selber auch alle irgendwann einmal mit diesen Datenbrillen rumrennen. Oder es sind dann vielleicht Kontaktlinsen. Vielleicht ist es dann nicht mehr der Formfaktor von einer Brille. Vielleicht ist es dann eine Kontaktlinse. Mit anderen Worten: Die Technologie wird wahrscheinlich immer näher an uns heranrücken, immer kleiner werden. Das ist glaube ich das, wo die Reise hingeht.

Nora Hansen: Vielleicht auch näher an uns heranrücken, jetzt gar nicht mal im materiellen Sinne, sondern in dem Sinne, dass es von etwas Außergewöhnlichen und ganz besonderem zu fast einen Standard wird, den einfach ganz viele Leute kennen und der nicht mehr nur ganz wenigen vorbehalten ist.

Hendrik Witt: Absolut. Also ich denke, das wird das neue Smartphone. Heute hat jeder Smartphone. Demnächst wird das Smartphone irgendwann nicht mehr sein und dann wird es den Wearable geben, weil er halt einfach auf das Nutzungsszenario mobil unterwegs sein viel, viel besser zugeschnitten ist, als wenn ich jedes Mal mein Handy aus der Hosentasche nehmen muss, um zum Beispiel nach der Uhrzeit zu gucken.

Nora Hansen: Ganz klar. Keine Frage, ja. Und ist das für Ubimax auch eine Option, das tatsächlich nachher an die Privatmenschen zu bringen? Oder werdet ihr bei den Unternehmen bleiben?

Hendrik Witt: Ich denke, wir werden eine Zeitlang auf jeden Fall noch bei den Unternehmen bleiben. Und werden dort auch immer bleiben. Ich schließe absolut nicht aus, dass das eine oder andere, was wir als Produkt haben, auch im Consumer-Bereich relevant sein kann. Ja, also ich kann mir durchaus vorstellen, dass demnächst die IKEA-Aufbauanleitung für mein Regal oder ähnliches auch über eine Datenbrille mit unserer Technologie abrufbar ist, beispielsweise. Und dann sind wir eben in dem Bereich. Im Privaten gibt es sehr, sehr viele Anleitungsthemen, Wartungsthemen, ähnliches auch, wo ich mir durchaus vorstellen kann, dass unsere Technologie da genauso gut eingesetzt werden könnte.

Nora Hansen: Ja, klar. Dafür muss sich das natürlich erstmal flächendeckend überall so ein bisschen etablieren. Aber wenn es das überall tut und ich denke, das wird es zwangsläufig tun, dann kann man das natürlich immer mehr auch an Privatpersonen bringen. Total spannend.

Hendrik Witt: Ja, absolut.

Nora Hansen: Das ist so eine Welt, in die steigt man sonst, wie ich grad am Anfang schon gesagt habe, irgendwie immer nur in Filmen ein. Aber anscheinend wird das doch demnächst mal eher Realität als noch Science-Fiction.

Hendrik Witt: Ja. Also wir sind mittendrin. Also das ist auch etwas, das viele immer noch denken. Diese Wearables und Smartglasses und Datenbrillen, das ist da. Das ist nichts, was in fünf Jahren kommt. Das wird schon seit 2015 tagtäglich im industriellen Kontext eingesetzt. Nicht jeder kennt es, aber es ist da. Und es wächst kontinuierlich an, die Anzahl der Unternehmen, die auf diese Technologie setzen.

Nora Hansen: Da hast du wirklich etwas sehr aussagekräftiges gerade gesagt. Ganz klar. Das hat es auf den Punkt gebracht. Wow.

Hendrik Witt: Ja.

Nora Hansen: Okay. Ich bedanke mich bei dir für all diese Einblicke. Und dass du uns dieses doch so scheinbar weit entfernte Thema so ein bisschen nähergebracht hast.

Hendrik Witt: Bitte bitte, gerne doch.

Nora Hansen: Ganz klasse. Vielen, vielen Dank. Gut. Dann verabschiede ich mich podcastmäßig für heute von dir. Tschau.

Hendrik Witt: Tschau.

Nora Hansen: Vielen Dank fürs Zuhören. Wir hoffen sehr, dass euch diese Folge gefallen hat. Wenn ja, dann lasst uns gerne eine Bewertung bei iTunes da und teilt den Podcast. Wir freuen uns über jegliche Unterstützung. Mehr Infos zum Podcast und über uns findet ihr auf Gründerschiff.de oder über Facebook. Bis zum nächsten Mal.