25hours – Hotellerie und Kreativität treffen aufeinander mit Henning Weiß (S01EP23)

Axel Dolde

Die Innovationskiste
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25hours - Hotellerie und Kreativität treffen aufeinander mit Henning Weiß (S01EP23)
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40 Jahre Berufserfahrung – damit kokettiert Henning Weiß, Chief Product Officer von 25hours Hotels gerne. Henning wurde die Hotellerie in die Wiege gelegt und bis heute blieb er dabei. Nur die Ausmaße der Hotels, mit denen er heute arbeitet, sind etwas andere, als die des Hotels seiner Eltern. 25hours ist keine Hotelkette, bei der jedes Haus dem anderen gleicht. Ganz im Gegenteil: jedes Hotel erzählt seine eigene Geschichte. Bei 25hours  Hotels steht zwar die Geschichte des Hotels im Vordergrund, doch darf Professionalität dabei nicht untergehen.

Lernen Sie, was es bedeutet, Kreativität und Hotellerie zu vereinen und wie die Arbeit mit einem Partner abläuft, der ein anderes Geschäftsmodell verfolgt.

Nora Hansen interviewt jeden Freitag Menschen, die tagtäglich mit der Entwicklung von Geschäftsmodellen zu tun haben. Wenn Sie C-Level oder im Innovationsmanagement tätig sind, dann ist dieser Podcast genau richtig für Sie.

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Vollständiges Transkript

Nora Hansen: Herzlich willkommen zum Business Model Innovation Talk von Gründerschiff, dem Podcast für C-Levels und Innovationsmanager. Ich bin Nora und sorge dafür, dass ihr neue Strategien, erprobte Methoden und wertvolle Erfahrungen rund um das Thema Geschäftsmodellinnovation zu hören bekommt. Viel Spaß beim Zuhören. Hallo! Ich begrüße Euch zur heutigen Folge des Business Model Innovation Talks. Mein heutiger Gast ist Henning Weiß. Er ist Chief Product Officer des 25hours Hotel. Bei diesem Hotel beziehungsweise dieser Kette handelt es sich nicht so um das klassische, was man von Hotelketten kennt. Aber was Euch so besonders macht und warum Ihr so innovativ arbeitet, das hören wir am besten gleich selber von Dir. Ich begrüße Dich, Hallo!

Henning Weiß: Hallo Nora. Ich grüße Dich.

Nora Hansen: Schön, dass Du heute bei mir bist und mir mal so ein bisschen die Perspektive von Innovationen aus der Hotel-Sicht schilderst. Das finde ich sehr, sehr spannend.

Henning Weiß: Ja, ich freue mich auch, dass ich heute ein bisschen was erzählen kann.

Wer steckt hinter Henning Weiß, dem Chief Product Officer des 25hours Hotel?

Nora Hansen: Dann fangen wir doch gleich mal mit Dir als Person an. Unsere Zuhörer kennen Dich natürlich jetzt nicht. Wir zwei haben schon ein bisschen gesprochen, aber erzähle uns doch mal ein bisschen, wer hinter Henning Weiß eigentlich steckt?

Henning Weiß: Ja, Henning Weiß, der lebt in Hamburg, im schönen Ottensen mit seiner Familie. Frau, zwei Kinder und unserem Hund Raupe. Ich bin mittlerweile seit 2006 hier bei 25hours und bin somit Gründungsmitarbeiter der ersten Stunde. Streite ich mich immer noch mit ein, zwei Kollegen, wer denn wirklich hier der erste Mitarbeiter war. Aber es ist schon eine ziemlich lange Zeit mittlerweile.

Nora Hansen: Da hast Du recht. Das ist wirklich eine lange Zeit. Ich muss sagen, ich bin ein bisschen neidisch, dass Du in Hamburg wohnst. Das ist meine absolute Traumstadt. Da habe ich auch mal ein paar Monate lang gelebt. Aber wer weiß? Vielleicht treibt es mich irgendwann mal wieder zurück.

Henning Weiß: Ja, also wenn man irgendwie Familie gründet und dann so langsam ein wenig sesshafter wird, dann ist Hamburg auch echt ein ziemlich super Ort eigentlich. Vorher in Berlin gelebt und in London und Frankfurt ohne Kinder und da war es auch ziemlich cool.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Aber mit Familie ist das jetzt hier ideal.

Nora Hansen: Ja, klar. Was hast Du denn an den anderen Orten alles gemacht? Wie war so Dein Werdegang? Wie bist Du in die Hotelbranche gekommen?

40 Jahre Berufserfahrung  – wenn man die Hotellerie in die Wiege gelegt bekommt

Henning Weiß: Also ich bin generell so ein kleines Kind der Arbeiterklasse. A bin ich erstmal groß geworden in einem kleinen Hotel in Cuxhaven, das meine Eltern betrieben haben.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Und immer noch betreiben. Ganz kleiner Laden. Und dann habe ich eine Ausbildung gemacht nach meinem Abitur in Hamburg im Luis C. Jacob in Hamburg. Ist ein schönes, tolles Fünf Sterne Hotel. Immer noch eins meiner Lieblingshäuser. Danach vor allem so ein bisschen die Fünf Sterne Hotellerie kennengelernt. Das war vor 20 Jahren.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Jetzt bin ich 40. War nach Hamburg in London im Savoy. Bin dann nach Berlin gezogen, habe im Kempinski Bristol den Berliner Hotelmarkt aus der Sales-Perspektive beackert und bin dann einem der Teilhaber und Gründer von 25hours, den ich noch aus dem Luis C. Jacob kannte, den Christoph Hoffmann, über den Weg gelaufen. Irgendwie haben wir die gleichen Gedanken und Ideen gehabt. Das hat dann dazu geführt, dass ich das erste 25hours in Frankfurt als Direktor eröffnet habe.

Nora Hansen: Okay. Ja, da hast Du recht, wie Du eben gesagt hast. Da bist Du ja wirklich ganz von Anfang an dabei.

Henning Weiß: Ja, ich kokettiere immer mit 40 Jahren Berufserfahrung.

Nora Hansen: Ja gut, wenn man dann im Hotelfach sozusagen aufgewachsen ist.

Henning Weiß: Genau. Irgendwo ist das drin. Irgendwo hat sich das doch bei mir eingebrannt in die DNA.

Nora Hansen: Ja, liegt vielleicht auch im Blut. Wer weiß?

Henning Weiß: Ja.

Immer wieder bei null anfangen, sich bewusst auf jedes Hotel und jeden Ort neu einzulassen und ihn kreativ zu gestalten – das ist der Charakter der 25hours Hotellerie

Nora Hansen: Ja gut und was macht ein Chief Product Officer? Das ist natürlich erstmal ein Name, mit dem man vielleicht nicht so viel anfangen kann, wenn man sich damit nicht auskennt.

Henning Weiß: Ja, also bei uns bei 25hours kümmere ich mich um die Entwicklung unserer Hotels und Hotelprodukte. Das ist natürlich also relativ komplex, weil wir immer wieder von vorne anfangen. Jedes Hotel ist einzigartig. Nicht so wie in anderen Ketten, die irgendwie ein Konzept haben und ein Design. Die wissen, was es im Restaurant gibt und wie der Schrank im Zimmer aussieht. Das können die relativ schnell multiplizieren und auf der ganzen Welt bauen lassen. Bei uns ist dem nicht so. Wir fangen immer wieder von vorne an. Beginnen mehr oder minder bei null. Bewusst um uns auf den Standort einzulassen, um eine Geschichte zu entwickeln, die vielleicht mit der Immobilie, mit der Nachbarschaft oder mit der Stadt zu tun hat. Manchmal kreieren wir die Geschichte aber auch wirklich völlig aus der Fantasie heraus um dem was dann folgt, nämlich die Designentwicklung einen roten Faden zu geben. Nicht einfach nur schöne Stühle und Sofas in die Hotels zu stellen, sondern immer irgendwie ein Storytelling-Layer auch darunter zu legen. Diese Koordinierung des Ganzen, wie zum Beispiel in Kopenhagen, wo ich fast jede Woche bin, zwischen den verschiedenen Parteien die nötig sind, um ein Hotel zu entwickeln und zu bauen. Da gibt es Eigentümer, Interieur-Designer, Architekten. Da gibt es die Stadt, die Behörde, uns als Betreiber mit verschiedenen Partnern, die vielleicht bei uns mitarbeiten im Bereich der Gastronomie. Diese Koordinierung, das ist dann meine Verantwortung.

Nora Hansen: Das heißt, Du hältst so ein bisschen die ganzen kreativen Köpfe zusammen und sorgst dafür, dass die alle gut miteinander kommunizieren können und da nicht aneinander vorbeigeredet oder -gehandelt wird?

Henning Weiß: Die kreativen Köpfe, das ist die eine Hälfte. Vielleicht ist es ein Drittel. Aber um so ein Hotel zu bauen, da gibt es auch ganz normale Menschen, Projektmanager, Banken, Investoren. „Normale Menschen“, die nicht kreativ sind und das ist das spannende dann im Grunde, diese beiden Welten so miteinander zu verknüpfen, dass die eine Welt, die für uns so wichtige ist die Kreation, das Storytelling, dass die wirklich auch so funktioniert, dass ein Gast am Ende das erleben kann. Aber gleichzeitig ein Eigentümer, eine Bank, eine Finanzierung nicht völlig wahnsinnig wird, weil Dinge halt erst im Prozess kreiert werden.

Nora Hansen: Ja gut, da sind vielleicht Leute ziemlich überfordert, die gerne von Anfang an einen festen Businessplan oder so etwas hätten, oder?

Henning Weiß: Also wir sind eine super professionelle Firma, das heißt einen Businessplan haben wir immer. Wir wissen, was wir in der jeweiligen Destination an Umsatz und Revenue erwarten, ob wir über ein Hotelzimmer reden oder ein Gastro-Konzept. Unbestritten, weil das müssen wir immer ganz am Anfang erst verhandeln.

Nora Hansen: Ja, ja.

Henning Weiß: Wir verhandeln auch und das ist idealerweise der Fall, einen Spielraum von Budgets, um dann frei agieren zu können in dem jeweiligen Projekt.

Nora Hansen: Ah, okay.

Henning Weiß: Und das gibt uns die Freiheit ein wenig kreativ zu sein, ist aber natürlich gekoppelt an Termin- und Zeitschienen. Das muss alles sauber rechtzeitig passieren, damit dieser ganze Bau-Prozess nicht verlangsamt wird.

Nora Hansen: Ja, klar. Man muss ja auch gewährleisten, dass alles funktioniert. Das heißt ihr schafft so ein bisschen diesen Rahmen, den man einfach braucht. Dieses Professionelle, diese Sicherheit, das Finanzielle. Aber lebt euch dann in diesem festen Rahmen kreativ aus, wie es im Rahmen der Möglichkeiten eben geht.

Henning Weiß: Ja. Manchmal auch darüber hinaus. Aber das ist halt diese Balance, die dann ich halten muss.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Auch mal alle Parteien herauszufordern. Auch die Kreativen herauszufordern und aber natürlich auch die Eigentümerseite. Damit wir am Ende ein geniales Hotel bekommen, weil das Hotel muss dann 20, 25, 30 Jahre richtig gut funktionieren.

Nora Hansen: Ja, ja.

Henning Weiß: Also es muss richtig gut sein und auch gut wirtschaften und darüber hinaus Spaß bringen. Das dauert meistens so drei, vier Jahre von Unterzeichnung des Pachtvertrages zum Beispiel bis zur Eröffnung. Also eine lange Zeit bevor überhaupt die Musik spielt.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Die eigentliche Arbeit, um die sich dann aber andere Kollegen bei uns kümmern.

Nora Hansen: Aha. Das heißt Du bist eigentlich im Prinzip nur in der Planung dabei oder letztendlich auch in der Umsetzung auch noch?

Henning Weiß: Also Planung, Umsetzung bis zur Eröffnung.

Nora Hansen: Und danach ist Dein Job zu Ende.

Henning Weiß: Genau und dann im Grunde erst dann, wenn wir wieder renovieren, wenn wir ein Konzept neugestalten oder auffrischen.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Dann bin ich auch wieder mit an Bord. Aber ich dann meistens froh, wenn diese drei Jahre um sind, dass das Ding auch weiterläuft und hoffentlich gut funktionieren wird.

Was haben Drehbücher und Set-Designer denn bei der Planung eines Hotels zu suchen?

Nora Hansen: Ja, klar. Dann erzähle mir doch mal so ein bisschen an einem Beispiel vielleicht, da kannst du dir ja einen Standort aussuchen, wie ihr das plant. Ich meine, wenn man jetzt eine Immobilie hat, muss man sich natürlich überlegen: Hey, wie kann ich die besonders machen? Wie bringe ich da Charakter rein? Wie macht Ihr das?

Henning Weiß: Immer wieder unterschiedlich und da kann ich beispielhaft jetzt zum Beispiel über das Haus hier in der Hafen-City erzählen, das wir seit 2011 eröffnet haben, dass wir erstmal versuchen erstmal außerhalb der klassischen Boxen zu denken. Normalerweise würde man als Betreiber einen Interieur-Designer anfragen oder man hat das ganze Interieur-Design-Konzept schon fertig und kann es einem Eigentümer, einem Entwickler, der das Ganze dann umsetzt, auf den Tisch legen. Bei uns ist es wie gesagt nicht so. Damals haben wir gesagt, dass wir auch nicht den Interieur-Designer gleich suchen, sondern uns erstmal im Rahmen eines Pitches in Hamburg umhören und Agenturen angesprochen haben, ob sie nicht ein Hotel-Konzept kreieren möchten. Wir haben Werbeagenturen gefragt. Jung von Matt, Kolle Rebbe, Eventagenturen, wie Eventlabs und auch andere und haben dann einen kleinen Pitch ausgerufen. Am Ende hat diesen Pitch Eventlabs gewonnen, eine Event-Agentur hier aus Hamburg. Die haben im Grunde ein Drehbuch geschrieben zu dem ganzen Hotel.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Eine Anforderung war darüber hinaus noch auch einen Interieur-Designer vorzuschlagen, mit dem dieses Drehbuch dann umgesetzt wird in die Realität. Dann kamen noch einige andere Protagonisten im Laufe dieser drei Jahre hinzu. Ein Buchverlag, der Mare Verlag, den man aus Hamburg kennt. Eine Set-Designerin vom Film, die sich dann um das kleine Feine gekümmert hat, die Möbel und die Accessoires. So haben wir ein Kreativ-Konsortium zusammengestellt von verschiedenen Personen und Instanzen, um dieses Hotel dann zu dem zu machen, was es dann mittlerweile ist. Das machen wir nicht immer ganz so aufwendig. Je nachdem, wen wir da im Sinn haben. In Düsseldorf zum Beispiel haben wir eine schwedische Interieur-Designagentur ein Konzept kreieren lassen im Rahmen eines Pitches und dann haben wir ihnen auch den Zuschlag gegeben, weil wir uns in Düsseldorf ein wenig unsicher waren. Ein wenig lost waren, ob wir diesen Nukleus einer Grundidee im Vorfeld schon finden und die haben dann die Schweden entwickelt, weil sie ein bisschen von außen auf das Ganze geschaut haben und haben dann eine tolle Character-Branding-Geschichte erzählt, die eigentlich fiktiv ist, die wir aber im Hotel dann über das Design und die Bespielung der Räume erzählen.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Also es ist immer ganz unterschiedlich vom Filmteam bis hin zu den Interieur-Designern. Aber bei allen der Fall ist, dass wir dieses Drehbuch schreiben. Eine Geschichte und dann erst Interieur-Design folgt.

Nora Hansen: Und wenn du jetzt sagst Geschichte. Was genau meist du damit? Wenn man an ein Hotel denkt, denkt man nicht sofort an ein Drehbuch, was geschichtenmäßig geschrieben ist.

Henning Weiß: Ja, also total. Ich meine das überlastete Wort Storytelling spielt bei uns seit Anbeginn aller Tage eine ganz, ganz wichtige Rolle. Im Grunde gibt es bei uns Essen und man kann schlafen und duschen. That’s it. Und da gibt es Millionen Hotels auf der Welt. Wenn man mal ein bisschen auf dem Boden bleibt, ist es das auch schon. Wir haben uns überlegt, wie wir daraus mehr machen.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Und mehr werden lassen können, weil wir halt auch gerne Geschichten erzählen. Somit haben wir beispielsweise in Frankfurt ursprünglich 49 unterschiedliche Zimmer gestaltet, wo Paten im Hintergrund interviewt wurden. Aus diesen Interviews haben wir dann 49 Zimmer gestaltet.

Nora Hansen: Nein, wie cool.

Henning Weiß: Ein Bildhauer und eine Malerin. Diese Geschichten haben wir aber auch in ein Buch übersetzt und dieses Buch haben wir herausgegeben, können unsere Gäste lesen. Das liegt im Hotel. Das ist ein ultra Aufwand.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Das ist die Welt, aus der wir so ein wenig kommen und die wir immer noch sehr, sehr schätzen und auch hochhalten. Das zeigt aber generell wieder einen komplett anderen Ansatz als jetzt wahrscheinlich alle anderen Hotelgruppen auf dieser Welt.

Nora Hansen: Ja, total. Ganz extrem. Aber wenn du schon sagst, das ist so wahnsinnig viel Aufwand. Aber das ist vermutlich das, was sich letztendlich rentiert und euch von den anderen abhebt.

Henning Weiß: Ja, also da sind wir zumindest überzeugt von und der Erfolg unserer Hotels gibt uns ein wenig recht. Man muss immer abwägen aus wie tief entwickeln wir die Geschichte und was kommt dann beim Gast an. Wir wollen ihn nie überfordern. Wir wollen nie ein Themen-Hotel oder eine Themen-Hotelgruppe sein. Man kann auch einfach ohne in die Geschichte einzutauchen schönes Design erleben, romantische Stimmung abends beim Abendessen. Tolles Essen, super nette Mitarbeiter. Also all das ist eigentlich Standard. Sauberes Bett, tolles Bad. Das gehört quasi zum 1×1 der Hotellerie. Wenn man möchte, kann man tiefer eintauchen. Wenn man möchte, kann man die Geschichte hinter fast jedem Gegenstand oder jeder Farbpalette, die irgendwo genutzt ist, auch wirklich erleben. Manchmal, wenn das sehr komplex ist, schreiben wir darüber Bücher, Drehbücher oder legen Beschreibungen in unsere Zimmer. Aber am besten ist es eigentlich immer, wenn unsere Mitarbeiter die Geschichte zum richtigen Zeitpunkt dann ja an den Mann oder an die Frau bringt.

Viel der Außenwirkung eines Hotels kommt durch die Mitarbeiter – wen stellt man da ein?

Nora Hansen: Wie Du schon sagst, gerade die Mitarbeiter. Das finde ich auch noch einen interessanten Punkt. Wenn Ihr jetzt Leute einstellt, die müssen ja auch irgendwie so in dieses ganze Konzept reinpassen. Ich meine es ist schön und gut, wenn man eine ganz andere Art und Weise hat ein Hotel aufzuziehen. Aber wenn das nachher nicht so lebt, wie man sich das wünscht und nicht so kreativ bleibt, dann geht da so ein bisschen die Seele verloren. Wie gewährleistet Ihr das?

Henning Weiß: Ja, also das ist ultra wichtig. Ein sehr guter Punkt. Der ist mittlerweile und eigentlich der wichtigste Punkt in unserer Firma. Die größte Herausforderung für unser Wachstum und unsere Expansion, die richtig guten Leute zu finden, die die Konzepte einerseits verstehen, das gewisse Etwas mitbringen. Aber dabei hochproffessionell sind und einfach einen perfekten Service leisten und bieten können. Das hat sich auch in den letzten Jahren ein wenig verändert, auch bei uns verändert. Während wir früher darauf aus waren, also besonders Leute zu finden, die vielleicht außerhalb der normalen Norm, Hotel- und Hospitallity-Norm, sich bewegen und bei uns einen Job zu finden, sind wir mittlerweile so groß mit 1300 festen Mitarbeitern, dass wir also auch ganz klassische Kollegen suchen. Aus der Fünf Sterne, Vier Sterne, Drei Sterne Hotellerie, die eine gute Kinderstube mitbringen. In einem französischen Restaurant in Düsseldorf beispielsweise bei uns einen perfekten Service darbieten. Das hat sich also sehr gedreht mit dem Wachstum und dem Erwachsenwerden unserer Firma. Die Herausforderung ist einfach die auch zukünftig zu finden. Wir sprechen jetzt quasi nicht mehr über Düsseldorf und München, wo wir Hotels haben, sondern wir sprechen so langsam über Florenz und Dubai. Da ist die Welt nochmal komplett anders. Dennoch versuchen wir natürlich unsere Philosophie irgendwo auch dahin zu transferieren.

Für eine weitere Expansion brauchte das 25Hours Hotel einen Partner, den sie mit Accor fanden

Nora Hansen: Aha. Und wie wollt Ihr das mit Wachstum angehen? Das sind ja natürlich auch ganz andere Kulturen und auch ganz andere Länder, wo ganz andere Umstände sozusagen herrschen. Wie könnt Ihr die Expansion dann umsetzen?

Henning Weiß: Ja, also zuerst einmal brauchen wir dafür Partner. Das ist eine strategische Entscheidung, die wir vor vier Jahren getroffen haben. Dann vor zwei Jahren einen Partner gefunden haben, der quasi zu der Hotellerie gehört, die ich vorher schon skizziert habe, die gegenteilig arbeitet, nämlich der Accor Hotelkonzern. Das ist der größte europäische Hotelkonzern und einer der drei größten auf der Welt.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Eine Firma mit Sitz in Paris, kauft sich gerade bei uns in der Firma ein. Wurde von uns proaktiv angesprochen, weil wir auf der Suche waren nach einem strategischen Partner, der uns hilft, global zu wachsen. Wir haben festgelegt wir wollen global wachsen. Wir wollen nicht unbedingt vielleicht nach Bochum oder nach Wiesbaden, sondern wir wollen global wachsen. Diese Marke, schon international aber doch deutschsprachig, langsam auch in das Ausland, nicht deutschsprachige Ausland zu führen. Dieser Partner ist jetzt Accor, der mit seinem Netzwerk, globalen Netzwerk auf der Welt von Mitarbeitern uns helfen wird überhaupt Projekte zu finden. Dann auch helfen wird, Projekte umzusetzen. Wir müssen gewährleisten, dass die Kreativität und die Ideen und dann nach Eröffnung der Vibe eines 25hours Hotels weiterhin frisch und fühlbar bleibt.

Nora Hansen: Ja und wie macht Ihr das, wenn ihr mit so einem gegenteiligen Konzept zum 25hours Hotel arbeitet? Das ist ja nicht ganz einfach, wenn dann so zwei Gegenteile aufeinanderstoßen. Ich denke das kann viele neuen Ideen bringen und vielleicht auch sehr weiterbringen. Aber wie schafft man es denn da sich nicht selber zu verlieren?

Henning Weiß: Also ehrlicherweise wissen wir es noch nicht.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Das ist ja gerade erst seit zwei Jahren. Wir haben noch kein Hotel eröffnet im Rahmen dieser neuen Partnerschaft. Wir werden das Ganze nächstes Jahr sehen, wenn wir Dubai eröffnen.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Die Vertragsmodalitäten sind noch ein wenig anders als bei allen anderen Projekten. Statt Pachtverträgen verhandeln und sprechen wir hier über Management- und Manchise-Verträge. Das heißt wir sind nicht ganz so nah dran an dem Hotel, wie hier in Europa. Deswegen müssen wir Mittel und Wege finden und die versuchen wir gerade zu kreieren, wie wir unsere Qualität in irgendeiner Form auch fixieren, so dass wir da auch eine Kontrolle stattfinden lassen können. Das hört sich grundsätzlich gar nicht an wie 25hours, weil wir sehr aus dem Bauch heraus agieren und agiert haben in den letzten Jahren. Aber wir werden bestimmte Dinge doch auch über die Ferne nur über ein solches Quality Management, wie das so heißt bei uns, wirklich frisch und lebendig halten können. Unser Partner muss ja auch wissen, was wir von ihm wollen. Wenn wir das nämlich nicht definieren, dann kann er ja auch nur mit der Schulter zucken und sagen: „Ja, mach doch einfach. Alles gut.“

Nora Hansen: Klar.

Henning Weiß: Das ist aber ganz klar eine super große Herausforderung. Da sitzen ganz viele Kollegen gerade dran, die sich dazu Gedanken machen. Wir werden es dann zum ersten Mal in Dubai im Sommer nächsten Jahres sehen.

Nora Hansen: Ja, das hast du ja ganz am Anfang schon angesprochen, dass da diese Professionalität trotz der Kreativität einfach wahnsinnig wichtig ist. Das kommt ja dann bei so Partner erst recht wieder zum Vorschein.

Henning Weiß: Ja, total. Das geht bei Eigentümern los, die Millionen investieren. Die sind manchmal ein wenig nervös, wenn ich über Kreation und verrückte Ideen spreche. Noch verrücktere Partner, die wir noch dazu holen. Also Gastronomie-Partner zum Beispiel mit denen wir immer gerne auch kooperieren, weil wir dadurch die Seele in eine Gastronomie anders tragen können als wenn wir uns jetzt im Office hier in Hamburg Dinge ausdenken.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Es sind fantastische Gastronomen, aber es sind auch ganz frei denkende Personen und das zusammen zu führen mit Eigentümern, die eigentlich vor allem über Immobilienentwicklung, Excel Sheets und Gewinnraten und -margen nachdenken. Das ist die Herausforderung generell.

Durchgehend kreativ sein zu müssen ist nicht immer einfach, deshalb reist Henning immer selbst in die Städte, in denen das nächste Hotel geplant wird

Nora Hansen: Und wenn Ihr neue Ideen entwickelt, wo findet das statt? Also wenn man kreative Ideen entwickelt, braucht man ja meistens den Rahmen dazu. Also ich kenne es von mir und auch von vielen anderen Podcast-Gästen, mit denen ich in der Vergangenheit gesprochen habe, dass sie sagen, die Kreativität kann eigentlich nicht am ganz normalen Schreibtisch funktionieren, weil man dafür einfach so ein bisschen rauskommen muss. Wie macht Ihr das? Wie ist dieser Ideenentwicklungsprozess bei Euch?

Henning Weiß: Im Grunde gibt es bei uns beides. Das Büro und die Ruhe und die Stille vor dem PC. Man entwickelt von hier aus gute Ideen, kann natürlich super Research machen mittlerweile digital, global auf der Welt, ohne überall hinfahren und -fliegen zu müssen. Aber ein Teil unserer DNA ist es immer gewesen und wird es auch immer sein, unterwegs zu sein. Also in die Destination zu fliegen in der wir die Hotels entwickeln, um dort Menschen kennenzulernen, mit Menschen uns auszutauschen. Die Szene kennenzulernen. Kunstszene, Musikszene, die Gastronomieszene um dann die richtigen Schlüsse auch auf unser Konzept dann zu zu lassen. Das geht auch nur über Reisen und Bewegung. Es ist aber auch wieder hier diese Balance aus Reisetätigkeit und Büroarbeit, wenn man so möchte. Ja, das ist glaube ich die Essenz ein Stück weit das ausgleichend auch hinzubekommen. Beides ist ohne Frage super wichtig für uns nach wie vor.

Nora Hansen: Ja, ich höre so ein bisschen raus, dass ihr auch wirklich den Standort immer mit einbezieht und nicht nur die Ideen, die ihr da sozusagen spinnt, da reinbringt. Sondern auch so ein bisschen die Mentalität des Ortes und der Stadt und der Menschen da mit reinbringt. Ist das das, was letztendlich den Charme ausmacht?

Henning Weiß: Also es ist total wichtig für uns und bringt uns vor allem erstmal Spaß im Laufe dieser Hotelentwicklung.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Es ist manchmal spannend zu sehen, was denn der Gast da auch mitbekommt. Also da sind wir auch teilweise selbstkritisch.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Wir wollen niemanden überfordern. Man soll auch einfach nur gut und toll übernachten und essen können. Aber für uns ist es der Antrieb ein wenig anders zu sein und zu denken. Uns zu öffnen und daraus entstehen dann immer wieder ganz andere Ansätze und Ideen für Partnerschaften, für Design, für Konzepte, wenn man diese Öffnung zulässt. Das ist bei uns in der Branche, in der Hotelbranche super selten der Fall. Wenn man jetzt mal ein bisschen globaler denkt, über Hotelketten nachdenkt, da geht es vor allem um Prozesse. Da geht es um Optimierung. Da geht es um Wareneinsätze. Wir kommen immer von der anderen Seite zuerst und versuchen dann den Rest da passend zu machen, weil wir natürlich auch ein gutes Hotel betreiben wollen. Ja, da sind manche Destinationen perfekt geeignet für, weil die einfach unglaublich viel erzählen und bei manchen Destinationen müssen wir ein bisschen genauer gucken und Partner finden und kreieren.

Nora Hansen: Das motiviert vermutlich auch Eure Mitarbeiter ganz arg, oder?

Henning Weiß: Also die Mitarbeiter, die unmittelbar mit dieser Entwicklung zu tun haben, die sind nur bei uns, weil wir so arbeiten. Ganz klar.

Nora Hansen: Ja, genau.

Henning Weiß: Das ist das A und O. Die würden sonst nicht bei uns arbeiten. Das sind auch ganz spezielle Kandidaten, würde ich mal sagen, wenn man das wieder aus dieser klassischen fast langweiligen Hotelbrille betrachtet. Das sind teilweise gar keine Menschen mit Hotel-Background. Das sind Anthropologen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Das sind Psychologen. Teilweise Menschen mit journalistischem Background, um diese Geschichten zu kreieren und dann auch sicherzustellen, dass wir den Pfad nicht verlieren, wenn wir drei, vier Jahre da im Entwicklungsprozess uns befinden. Also das sind nicht immer nur Hotel-Leute, die da ihren Input bringen, die hier neben mir im Head Office sitzen. Die spielen eine ganz wichtige Rolle. Das ist extrem entscheidend einfach um den richtigen Ansatz von vorneherein zu finden und nicht gleich in diese alten Pfade vorzustoßen, die so die Hotellerie oder auch unsere Hotels, die wir schon haben, vorzeigen.

Nora Hansen: Ja, da sprichst du etwas ganz Spannendes an, was mir vor allen Dingen jetzt so rückblickend auf die letzten Jahre aufgefallen ist und zwar, dass es gar nicht mehr so eine große Rolle spielt, was man ursprünglich gelernt hat. Sondern dass es eigentlich viel mehr darum geht, wie man arbeitet, wie man denkt, was man für Ideen hat und einfach, dass man so ein bisschen den Charakter der Leute mit reinbringt und gar nicht unbedingt deren Ausbildung oder deren Studium.

Die Hotellerie ist keine Rocket Science, vielmehr muss man alles ein bisschen können

Henning Weiß: Ja, also das kann die Hotellerie extrem unterschreiben, unterzeichnen, weil wir immer eine Branche waren, die super durchlässig ist. Vom einfachen Auszubildenden mit 19, 16 Jahren vielleicht, der Restaurant-Fachmann wird bis zu mittlerweile einem Head Office mit vorstandsähnlichen Strukturen gibt es bei uns in der kleinen Firma eigentlich alles. Das impliziert so ein bisschen auch eine gewisse Offenheit für alle Altersstufen, für alle Backgrounds. Der Quereinstieg bei uns ist wahrscheinlich einfacher möglich als in anderen Branchen, wo man vielleicht ohne eine Ausbildung oder ein Studium in diesem Segment überhaupt nicht aktiv werden könnte. Das kann man vergessen.

Nora Hansen: Da hast Du recht.

Henning Weiß: Da gibt es natürlich auch noch rechtliche Themen. Es gibt keinen Rechtsanwalt, der nicht Jura studiert hat. Bei uns gibt es natürlich ganz andere Möglichkeiten. Man muss aber auch sagen und das hilft uns auch immer wieder auf dem Boden zu bleiben: Hotellerie ist jetzt keine Rocket Science. Wir brauchen keine Wissenschaftler, um ein tolles Restaurant oder ein Hotel zu kreieren. Das ist vielmehr die Fähigkeit, viele Dinge gleichzeitig ein wenig zu können. Aber nichts irgendwie richtig gut und dabei aber irgendwie den Sinn für Humor nicht zu verlieren. Darum geht es ein Stück weit im Grunde.

Nora Hansen: Da sagst Du was.

Henning Weiß: Darüber hinaus das Hauptthema bei uns sind halt auch die Menschen. Menschen, Netzwerke. Das ist der Austausch mit Mitarbeitern. Wir sind ja keine Fabrik. Wir sind auch kein Büro. Hotellerie ist da fast einzigartig. Wir produzieren und kreieren in dem Moment, in dem der Gast bei uns im Restaurant sitzt oder eincheckt unser Produkt, unser Erlebnis. Dann ist es auch vorbei, wenn der Gast wieder abreist. Aber das machen wir jeden Tag wieder aufs Neue. Das ist keine App, die man einmal kreiert und die dann läuft mit weiteren Softwareentwicklungen. Sondern jedes Mal starten wir von null. Nicht nur bei der Hotelentwicklung, sondern auch bei der Erfahrung und bei dem Produkt, was im Endeffekt von einem Kunden auch erlebt werden kann. Deswegen sind die Positionen so extrem wichtig bei uns. Also der Komi im Restaurant, der Kellner im Restaurant entscheidet über das Erlebnis genauso oder fast noch viel mehr als jetzt ich zum Beispiel, der irgendwie ein Restaurant-Konzept entwickelt hat.

Nora Hansen: Ja, da sagt Du etwas, was die Hotellerie irgendwie total sympathisch macht. Vor allem Euer Konzept. Hotellerie besteht aus Menschen, besteht darin, dass Leben da passiert, dass die Menschen interagieren und Kommunikation herrscht. Wie Du sagst Ihr seid keine Massenabfertigung und Ihr seid niemand, die jetzt am Fließband Arbeit verrichten oder sowas.

Henning Weiß: Ne, das ist genau richtig. Zumindest was die bisherige Hotelgröße anbelangt. In Dubai werden wir jetzt über die 400-Zimmer-Marke stoßen.

Nora Hansen: Wow.

Henning Weiß: Da bin ich schon gespannt, wie wenig Massenabfertigung das dann bleibt. Werden wir sehen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Aber klar du hast recht. Also zwischenmenschliche Beziehungen definieren unseren Job und unsere Branche wahrscheinlich mehr als fast alle anderen Branchen, wenn man so möchte. Vielleicht abgesehen vom Arzt oder vom Krankenpfleger, Krankenschwester. Aber das ist bei uns ganz extrem der Fall. Deswegen sind auch diese sozialen und kommunikativen Fähigkeiten viel entscheidender vielfach als jetzt die persönliche Intelligenz.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Also soziale Intelligenz ist wahrscheinlich die Haupteigenschaft, die Mitarbeiter in der Hotellerie mitbringen muss.

Ein tolles Konzept muss verbreitet werden, aber wie?

Nora Hansen: Ja, da hast Du vollkommen recht. Apropos Kommunikation. Wie schafft Ihr es, dass das 25hours Hotel auch in die Köpfe der Menschen kommt? Es ist ja super, wenn man so ein tolles Konzept hat. Aber wie schafft man das, dass die Leute auch zu Euch kommen? Wie catchet Ihr die Leute?

Henning Weiß: Ja zu erst einmal indem wir das tun, was ich beschrieben habe. Nämlich einen roten Faden zu haben, eine Geschichte, ein besonderes Interieur-Design. Besondere Hotels, die vielleicht auch Charakter haben an einem tollen Standort. Also das ist erstmal per se das, was bei uns wichtig ist. Aber wir haben natürlich darüber hinaus auch eine Professionalität in Form eines Head Offices und einer Brand-Abteilung, die sich vor allem damit beschäftigt, wie wir die Gäste ansprechen. Social Media spielt da eine extrem wichtige Rolle. Das Internet ist ultra entscheidend.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Früher im Marketing war es dann auch bei uns /

Nora Hansen: Genau das war die Richtung, wo ich hinwollte.

Henning Weiß: Da hat man einen Flyer kreiert und mit irgendwem telefoniert.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Dann hat man einen Briefumschlag genommen, hat man diesen Flyer irgendwie adressiert, wenn man dann eine Adresse hatte. Dann hat man das auf den Weg geschickt. Das war der Job im Marketing. Mittlerweile ist der ultra facettenreich und mega spannend geworden. Es gibt eine extreme Schnittstelle zur Kommunikation und zu PR. So ist unsere Brand-Abteilung auch aufgebaut. Da sitzen mittlerweile ganz viele Leute, die sich vom Internet über all die Schnittstellen, die es in der digitalen Welt gibt, beschäftigen. Die beschäftigen sich mit Bloggern, mit Zeitungen, mit Journalisten, mit Schriftsätzen, Typos, mit Texten. Das ist bei uns von Anfang an extrem wichtig gewesen. Auch als wir noch gar keine Mitarbeiter hatten. Da hatten wir einen im Marketing. Aber wir hatten keinen für die Rezeption. Ich übertreibe ein bisschen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Und das sind auch Teile unserer DNA.

Nora Hansen: Ja, klar. Man muss das Ganze ja auch rausbringen, weil es bringt ja nichts, wenn man ein tolles Konzept hat, wenn davon niemand erfahren kann.

Henning Weiß: Total. Also auch da wieder Menschen wichtig. Raus gehen, reden, Interviews geben, Vorträge geben, auf Panels sitzen, lernen andere Stakeholder, Eigentümer, aber natürlich auch dann der Endverbraucher je nachdem, wo man das Interview hält, mit wem man spricht, die Marke natürlich kennen. Mittlerweile muss man auch sagen, dass unsere Häuser sich natürlich gegenseitig befruchten.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Das sehen wir, wenn wir drauf schauen, wo die Gäste normalerweise leben oder arbeiten. Leben sie in Frankfurt, übernachten in München oder in Hamburg und reisen nach Wien. Das potenziert sich im Grunde je mehr Hotels wir haben in diesem Ballungsraum Europa, desto stärker ist das auch geworden in den letzten Jahren. Mal gucken, wie Dubai jetzt ist oder Florenz. Ich glaube das wird spannend. Wir leben manchmal in Paris, erlebe ich da manchmal lustige Dinge. Paris haben wir eröffnet im Januar. Da sitze ich dann und merke in irgendwelchen Ferienzeiten in Hamburg. Da sitzen auf einmal dann 40 Deutsche um uns rum.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Und reden auf Deutsch. Also da passiert das auch schon.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Aber ist natürlich viel internationaler.

Nora Hansen: Ja, da bin auch echt gespannt. Also Dubai wird vermutlich nochmal eine richtige Hausnummer. Das ist auch sehr mutig, dass Ihr nach Dubai geht.

Henning Weiß: Finde ich auch, total. Ist mega spannend. Ist ein ganz spezieller Hotelmarkt und für uns wieder strategisch ganz, ganz wichtig, weil wir wollen ja irgendwann in Richtung Osten, Richtung Asien.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Dubai ist viel angenehmer als jetzt sofort nach Singapur, Bangkok, Sidney zu gehen. Einfach rein operativ, was Reisetätigkeit angeht, was Zeit angeht, die wir da investieren können. Im Grunde ist es ein schöner Zwischenschritt, hoffe ich, so eine Art Hub, von dem aus dann eine weitere Expansion dann einfacher wird.

Nora Hansen: Da ist Dubai fast so ein bisschen der Fuß in die Tür, in die Richtung.

Henning Weiß: Genau. Genau.

Manchmal wird aus einer großen Krise eine Chance – so auch bei der Finanzkrise 2008/2009

Nora Hansen: Aber es ist natürlich wichtig, wie ich eben schon gesagt habe, sehr mutig. Was macht Ihr denn, wenn Ihr irgendwelche Rückschläge habt? Es kann ja eigentlich nicht immer alles gut gehen und alles funktionieren.

Henning Weiß: Ja, Rückschläge gehören bei uns genauso dazu, wie wahrscheinlich in anderen Unternehmen. Wir sind zum Glück von den tiefsten, extremsten Rückschlägen ein wenig verschont geblieben. Wobei wir natürlich auch ja Teil der Weltwirtschaft sind. Wenn man jetzt an die Finanzkrise 2008/2009 denkt, die hat uns auch schon erfasst. Damals aber hatten wir auch schon große Angst und Sorgen. Wir waren damals auch so klein, dass sie uns fast geholfen hat. Wir haben damals alle Verträge unterzeichnet, die man uns so unter die Nase gehalten hat. Während die großen Gruppen und Ketten alle gesagt haben: “ Oh ne, wir warten jetzt. Wir warten ein Jahr. Wir konsolidieren. Wir machen vielleicht sogar ein Hotel zu.“ Wir waren aber so klein. Wir haben überall unterzeichnet und sind da in diese Bresche und Lücke gesprungen. Das war wirklich ein extremer Entwicklungsschub, den die Finanzkrise uns am Ende beschert hat. Es gibt auch / Ja, das ist ein schönes Beispiel dafür, wie eigentlich der absolute Horror, der uns auch irgendwie erfasst hat für zwei, drei Monate, dann sich zu etwas total Positivem entwickelt hat. Da gibt es noch ein, zwei andere Geschichten, die wir natürlich auch erlebt haben. Aber ja bisher muss ich sagen toi-toi-toi, sind wir verschont geblieben.

Nora Hansen: Da habt Ihr großes Glück gehabt.

Henning Weiß: Ja. Total.

Nora Hansen: Das ist mal wieder so ein Beispiel dafür, dass so Krisen nicht immer nur negativ sein müssen. Sondern dass man die auch für sich nutzen kann und damit was mit rausnimmt.

Henning Weiß: Ja. Passt jetzt wie die Faust aufs Auge, wenn man so möchte. Da hast du recht. Das sah aber natürlich während dieser Monate auch tendenziell ganz anders aus.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Retrospektive lässt sich das jetzt schmunzelhaft oder schmunzelnd so beschreiben. Da ging uns auch ordentlich die Muffensausen über einige Monate als wir dann festgestellt haben, dass es überall Travel Bans gab, keiner mehr reisen durfte und wir dann da saßen mit unseren Zimmern und Mitarbeitern und irgendwie keiner angereist ist. Aber /

Nora Hansen: Boah, da muss man echt die Ohren steifhalten.

Henning Weiß: Genau. What goes around comes around sagen wir so gerne. Wir haben irgendwie nicht aufgegeben und haben uns auch große Mühe gegeben neue Gästegruppen zu akquirieren in der Zeit.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Nicht einfach nur zu verzweifeln. Und irgendwie hat das dann sowohl im Development neuer Hotels, wie aber auch rein wirtschaftlich immer noch ganz gut hingehauen damals.

Nora Hansen: Das ist klasse. Jetzt nochmal zum Schluss würde ich nochmal so ein bisschen gerne in die Zukunft schauen. Du hast gesagt Ihr wollt nach Asien gehen und Ihr fangt in Dubai an. Was hat euch motiviert Euch auch den Teil der Welt vorzunehmen? Was hat Euch dazu motiviert aus Europa rauszugehen?

Henning Weiß: Also wir wünschen uns im Grunde ein 25hours Hotel in jeder coolen Stadt dieser Welt.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Wir wünschen uns nicht 50, 100, 20 oder 90, sondern wir wollen uns von dieser Mission eigentlich treiben lassen oder von dieser Vision treiben lassen, dass die Stadt immer einen gewissen Charme, einen Charakter haben muss. Eine Stadt in der Menschen gerne leben. Eine Stadt in die Menschen gerne hinreisen. Also im Grunde eine gewisse ja Energie ausströmt. In dieser Stadt, da stellen wir uns ein 25hours Hotel vor. Davon gibt es natürlich Städte in Asien. Singapur, Melbourne, Sidney, Tokio. Aber natürlich auch in die andere Richtung. New York, Boston. In Europa gibt es noch einige Destinationen. Kapstadt im Süden.

Nora Hansen: Oh ja.

Henning Weiß: Und auch im Norden jetzt mit Kopenhagen unser erstes Projekt. Aber Oslo und Stockholm stehen da auch auf der Liste. Das ist der Antrieb und der Antrieb kommt im zweiten Schritt natürlich aus einer Wirtschaftlichkeit, weil wir davon überzeugt sind in diesen Destinationen unser Nischenprodukt sehr gut betreiben zu können. Aber davor kommt auch immer wieder die Lust und Laune. Wir müssen da ja hinfahren.

Nora Hansen: Ja, klar.

Henning Weiß: Wir müssen ja in diesen Städten viel Zeit verbringen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Das fällt uns dann natürlich dort in den Städten, die ich erwähnt hatte, viel einfacher als jetzt in anderen Städten und Regionen, in denen man vielleicht wirtschaftlich erfolgreicher wäre, theoretisch. Aber ja es uns schwer fallen würde unsere Ideen und Konzepte auch umzusetzen.

Nora Hansen: Das finde ich ganz toll, dass Du das so sagst, dass Ihr da wirklich auch Aspekte im Blick behaltet, die für Euch persönlich von Bedeutung sind und nicht nur den wirtschaftlichen Aspekt. Klar, der ist auch wahnsinnig wichtig. Aber dass der nicht immer gewinnt.

Henning Weiß: Ja, total. Das ist auch mit unserem strategischen Partnern Accor so besprochen. Wir haben eine große Liste von tollen Destinationen kreiert und versuchen jetzt die langsam zu füllen mit möglichen Hotels und Hotelprojekten. Da freuen wir uns extrem drauf, dass wir das jetzt angehen können.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und auch für die Hotelbranche nicht ganz unbedeutend, aber welchen Stellenwert hat sie?

Nora Hansen: Das glaube ich. Ich habe eine allerletzte Frage an Dich. Die ist auch so ein bisschen persönlich motiviert, aber auch wieder ein Blick in die Zukunft und zwar: Wird dieses ganze Thema Nachhaltigkeit ja extrem groß und wenn man dann da in die Hotellerie geht, ist es natürlich wahnsinnig schwer das zu vereinbaren. Schafft Ihr das mit Eurem 25hours-Konzept?

Henning Weiß: Da gibt es zwei Welten. Es gibt einmal die Betreiberwelt, also operativ.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Das sind wir. Und das ist natürlich die Immobilienwelt, das sind die Eigentümer. Diese beiden Welten, die spielen da eine Rolle in Bezug auf die Nachhaltigkeit. In den Immobilienwelt da gibt es Zertifikate, da gibt es Konzepte. Passivhäuser, Null-Energie-Häuser. Da haben wir so eins in Zürich zum Beispiel. Aber da bin ich auch ganz ehrlich, da gibt der Eigentümer die Marschrichtung vor.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Weil diese Immobilienwelt einfach eine super aufwendige und komplexe ist. Wir sind da ein relativ, ich würde sagen, einfacher Betreiber mit dem man sehr, sehr gut Immobilien bauen und entwickeln kann. Unser Anspruch ist da nicht so hoch. Wir wollen ihn gerade erhöhen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Das soll uns aber auch nicht überall aus dem Rennen kullern. Wir wollen ihn erhöhen. Aber ich bin da auch ehrlich, da gibt der Eigentümer oder die Eigentümergemeinschaft viele Dinge vor im Rahmen dieser ganzen Entwicklung. Was unsere Operations angeht, da arbeiten wir ständig und permanent am Thema Nachhaltigkeit.

Nora Hansen: Okay.

Henning Weiß: Es steht aber auch nicht im Vordergrund. Ich bin da auch ganz ehrlich und selbstkritisch. Für uns steht erstmal im Vordergrund, dass der Gast bei uns eine tolle Zeit erleben kann. Dass der Gast ein romantisches, tolles Abendessen haben kann. Da gibt es zehn Gründe weshalb man ein wenig nachhaltiger Energiesparleuchten eindreht.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Auch das Essen-Konzept verändert und auch baulich ganz viele Dinge tut, die aber nicht darauf einzahlen, dass man wirklich eine schöne und gute Zeit hat. Da verweigern wir uns generell extrem und sagen, das Entscheidendste für uns, dass man auch einfach eine schöne Zeit erlebt. Auf der anderen Seite gibt es aber ganz viele Dinge mit Nachhaltigkeit, wenn es um Seife geht, wenn es um Wegwerfen von Nahrungsmitteln geht, wo wir ganz stark jetzt daran arbeiten um über die Gruppe hinaus und all die individuellen Hotels und Konzepte eigentlich wieder einen roten Faden zu haben. Den hatten wir bisher nicht so sehr. Aber den haben wir uns jetzt auf die Agenda geschrieben für nächstes Jahr.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Wir werden da einige Dinge jetzt auch initiieren und ändern, wenn wir sie nicht schon teilweise initiiert haben. Aber es hat halt auch keine Gruppen oder Marken, Brand Power entwickelt das ganze Thema.

Nora Hansen: Das finde ich aber ziemlich cool, dass Du das sagst. Man kann ja auch nicht erwarten, dass das sofort in 100%iger Sicherheit immer klappt. Man muss das Stückchen für Stückchen angehen und dabei darf Euer eigentliches Konzept nicht drunter leiden. Man muss einfach so ein bisschen so einen Mittelweg finden, wie man das alles hinkriegt. Ich bin da ziemlich optimistisch, dass das bei Euch funktioniert. Das klingt nämlich alles nach ziemlich guten Zukunftsaussichten.

Henning Weiß: Ja, ich glaube auch, dass wir das hinkriegen werden in dem Rahmen mit unseren Gästen und unserer Umgebung der Umwelt irgendwie etwas Gutes tun.

Nora Hansen: Ja, das wäre natürlich super. Also, wenn man das alles vereinen könnte. Das wäre ja wirklich perfekt.

Henning Weiß: Ja, ein heeres Ziel. Ich weiß, ja.

Nora Hansen: Große Visionen zu haben kann manchmal auch ganz gut sein.

Henning Weiß: Ja, das stimmt.

Nora Hansen: Ach ja. Sehr spannend. Also ich bin echt begeistert und total guter Stimmung, was Du hier alles mit uns geteilt hast. Das klingt wahnsinnig spannend. Ich danke Dir für all die Einblicke, die Du gegeben hast.

Henning Weiß: Ja, sehr gerne. Also immer wieder ein Vergnügen. Das ist auch ein Teil unserer Geschichte, dass wir irgendwie wenige Dinge verheimlichen.

Nora Hansen: Ja.

Henning Weiß: Wir sind gerne relativ offen und geben Einblick in das, was wir tun und haben kein Herrschaftsdenken. Die Branche und die Welt dreht sich so schnell. Man kann im Grunde sich alles abgucken und kopieren. Das tun wir auch ganz stark, dass wir immer gerne teilen, was und so bewegt und was bei uns gerade vorgeht.

Nora Hansen: Ja. Ich glaube das macht einen großen Punkt der Authenziä / Dieses Wort. Authentizität aus.

Henning Weiß: Schwieriges Wort, genau.

Nora Hansen: Ich sage es dir. Ich habe es schon so oft im Podcast benutzen müssen und jedes Mal bin ich gescheitert.

Henning Weiß: Das glaube ich, ja.

Nora Hansen: Ja gut. Dann verabschiede ich mich für heute von Dir und bedanke mich nochmal recht herzlich.

Henning Weiß: ja, vielen Dank. Es war mir ein Vergnügen. Immer gerne wieder.

Nora Hansen: Gut. Tschüss.

Henning Weiß: Dann Ade. Ciao. Gruß aus Hamburg. Ciao ciao.

Nora Hansen: Vielen Dank fürs Zuhören. Wir hoffen sehr, dass euch diese Folge gefallen hat. Wenn ja, dann lasst uns gerne eine Bewertung bei iTunes da und teilt den Podcast. Wir freuen uns über jegliche Unterstützung. Mehr Infos zum Podcast und über uns findet ihr auf Gründerschiff.de oder über Facebook. Bis zum nächsten Mal.